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Beim Lesen findet man teils Merkwürdiges und oft englische Begriffe
Siegen. 28. Dezember 2018. Es ist neben allen
teils aktuellen Meldungen und anderem dennoch immer wieder aufs Neue
erstaunlich, was manchmal in Medien zu lesen und zu hören ist. Da
tauchen teils unerklärte Fachbegriffe und Abkürzungen auf und immer
wieder Ausdrücke in Englisch. Viele ältere Menschen verstehen sie
nicht, weil früher in der Volksschule Englisch nicht gelehrt wurde
und es viele auch im Beruf nicht brauchten. Vielleicht sollen die
Worte auch eher vor allem junge Menschen erreichen. Oder sagt man die
Youngster oder Kids? Unabhängig vom Englischunterricht lernt der
Nachwuchs in unseren Schulen doch zuerst einmal Deutsch. Das ist
unsere Muttersprache. Das Wort hegt direkt schon wieder Zweifel.
Müsste man wegen der rechtlichen Gleichstellung von Frau und Mann
nicht „Mutter-Vater-Sprache“ sagen und schreiben oder
„Elternsprache“? Ganz aktuell lese und höre ich gerade (21./ 22.
Dezember 2018), dass der alleinige Zugang für Jungen in einem
„Knabenchor“ rechtlich angezweifelt wird. Sehr verwunderlich.
Manches Mal erscheint es, als ob diese geschlechtergerechte
Aufteilung und Sprache (Genderisierung oder Genderismus) irgendwie
merkwürdige Züge annimmt. Vielleicht empfinden sie manche auch als
„gerechter“ oder „richtiger“.
Natürlich ist es
gut, von jungen Jahren an eine Zweit- oder auch noch eine
Drittsprache zu lernen. Schließlich ist die Welt, bezogen auf Medien
und Kommunikation, internationaler, weltumspannender geworden.
Wirtschaft, die Unternehmen, kannten das ohnehin bereits so. Immerhin
hat man dafür vor Jahren das Zauberwort „Globalisierung“
(global, erdumfassend) gefunden. Die Firmen produzieren eben nicht
nur in Deutschland, sondern auch in den USA, in China, Großbritannien
und so vielen, vielen Ländern mehr und treiben weltweit Handel.
Dabei ist das absolut nichts Neues. Das war bereits vor Jahrhunderten
so.
Zu den folgenden
Beispielen sei klargestellt, dass es so oder ähnlich immer wieder
einmal vorkommt, aber die Zeitungs-, Videotext-, Radio- und
Fernsehmacher dennoch meist die zweifellos alten journalistischen
Regeln befolgen und die Erklärung oder Übersetzung mitliefern.
Merkwürdiges und
Fremdes
Verwundert lese ich
in einer Tageszeitung, hier mit ausgedachten Bezeichnungen, „Der
Künstler Hans Mustermann wird im Neue-Zeit-Museum ausgestellt“. Da
habe ich mir die Augen gerieben und gedacht, der Mann muss Ausdauer
haben und darf nicht publikumsscheu sein. Klar, wir wissen, was
gemeint ist: Die Werke des Künstlers. Die ungute Passivform in der
Überschrift, die seit Jahren als „Headline“ bezeichnet wird, war
außerdem völlig überflüssig: Das Neue-Zeit-Museum stellt Werke
von Hans Mustermann aus“. Fertig.
In der
Gemeindezeitung einer Kirche habe ich schon mehrmals englische
Begriffe für Veranstaltungen gefunden. So war jetzt wieder ein
Konzert mit „Songs of Hope“ in einer Kirche angekündigt. In
Deutsch heißt das schön „Lieder der Hoffnung“. Wenn ich diese
Dinge lese, denke ich mir, dass die Kirchen natürlich gern jüngere
Menschen ansprechen wollen, um sie wieder näher zu Kirchlichem
hinzuführen. Die meisten Mitglieder und Kirchgänger aber werden
Ältere sein. Für einen Teil davon werden solche Bezeichnungen
„böhmische Dörfer“ sein.
Selbst, wenn es in
Mundart angekündigt worden wäre mit „Leerer dr Hoffnung“, hätte
man es für Mundartfremde mit eben „Lieder der Hoffnung“ erklären
müssen! Warum aber nicht einfach in klarem Deutsch?
Ebenfalls
merkwürdig: Da steht im Videotext eines öffentlichen Senders an
einem Mittwoch der Folgewoche kurz vor Mittag noch die Wettertafel
vom vorigen Freitag.
Heiße Leitungen und
fehlende Angaben
Häufig werden
Abkürzungen gebraucht, bei denen die Moderatoren oder die Schreiber
wohl davon ausgehen, dass sie von allen verstanden werden. Man muss
sich das vorstellen: In der modernen Welt voller Computer und
IT-Technologie (Informationstechnik) kommen stets neue Begriffe,
meist in Englisch, obwohl wir sicher gute Worte in Deutsch dafür
hätten. Wir sollen „backups“ (Datensicherung außerhalb des
eigenen Rechners) machen oder den „support“ nutzen, also Hilfe
und Unterstützung. Das geht zum Beispiel über „Hilfe-Seiten“
oder, wenn erforderlich, auch per Anruf. Die meisten Anbieter haben
„Hotlines“ geschaltet, also „heiße Linien/ Leitungen“ oder
„schnelle Verbindungen zum Anbieter oder dessen Telefondienst,
Call-Center (etwa Ruf-Zentrum) genannt“. Es ist dann allerdings
nicht immer so „heiß“ oder schnell, wenn man in einer
Warteschlange hängt. Viele kennen das.
In einer lokalen
Zeitung lese ich einen Bericht über eine soziale Einrichtung. Ich
schreibe die Artikelbezeichnung hier als „Willkommenstag für
jedermann“. Die Bezeichnung des Hauses steht dabei. In einer
Stadt mit zig Stadtteilen wissen vielleicht die Bewohner dieses
Viertels, wo diese Einrichtung ist. Und die anderen, die es nicht
zufällig oder vom Hörensagen kennen? Alles gelesen. Nein, es gab
keine Adresse, der Leser wird im Dunkeln gehalten. Das muss ich hier
einmal als „einfach schlecht“ bezeichnen. Vielleicht hätte sich
diese Begegnungsstätte über mehr Besucher freuen können. Dieses
Beispiel ist insgesamt aber keine sehr besondere Ausnahme. Leider
kommt es doch hin und wieder vor.
Klar und
verständlich auch für Ältere
Fürs
Breitenpublikum, das wohl alle Medien - außer Fachpublikationen - gern ansprechen wollen, stehe ich auf dem Standpunkt: Alles verständlich in
Deutsch oder zumindest direkt erklärt! Direkt heißt auch
„unmittelbar“, also nicht zehn Sätze weiter. Die Altersgruppe
von 40 bis über 65 Jahre hatte 2016 einen Bevölkerungsanteil von
über 55 Prozent, allein die Gruppe der über 65-Jährigen über 21
Prozent. Die 15- bis 24-Jährigen Einwohner hatten einen Anteil von
unter elf Prozent (Quelle: Internetseite destatis.de). Aber sollten Nachrichten und Berichte aller Art nicht möglichst viele Menschen lesen, sehen oder hören und vor allem verstehen können?
Wer nur in
Fachkreisen publiziert und dieses Publikum anspricht, wird die dort
gängigen fachlichen Ausdrücke, nutzen. Das ist in Ordnung, weil
die Adressaten das kennen.
Im Endeffekt geht es
doch schließlich darum, dass die Leser-, Zuschauer- oder
Zuhörerschaft klar und eindeutig versteht, was da geschrieben,
gezeigt und gesagt wird! Es bedarf keiner Frage, dass das auch für
Werbung und werbliche Botschaften wie PR (Public Relations/ Beiträge
zur Förderung „öffentlicher Beziehungen“) Sinn macht. (Mediebüro
DialogPresseweller, Autor Jürgen Weller)
Hinweis:
Unsere Beiträge sind sorgfältig zusammengestellt. Irrtum bleibt
dennoch vorbehalten. Das gilt auch für – statistische –
Zahlenangaben. Die Beispiele sind neutral. Es kommt uns lediglich
darauf an zu zeigen, wie leicht wichtige Dinge im
Redaktions- oder PR-Alltag übersehen
werden oder nicht eindeutig beschrieben werden. Uns
passiert das ebenfalls ab und an. Daher verstehen wir unsere Texte
als Tipps für Schreiber.
Jürgen
Weller schreibt intensiv seit rund 40 Jahren redaktionelle Texte, von
zig-tausenden Meldungen über Magazintexte und
PR-Beiträge bis zu großen
Berichten verschiedener Thematik, teils
in Zeitungen und überregional pro Jahr hundertfach in Online-Medien-
und Themenportalen.
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