Mittwoch, 11. Juli 2018

„Dank der Niedrigzinspolitik“



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Unguter Gebrauch von Wörtern/ Genetiv geht unter


Siegen. 11. Juli 2018 (DiaPrw). Sicher, oft überliest oder überhört es der Leser oder Zuhörer, wenn, in welchem Medium auch immer, keine richtigen Wendungen und Verknüpfungen gebraucht werden. In den Schreibbeiträgen hier werden auch keine seltenen Fälle aufgegriffen, sondern solche, auf die man nahezu täglich stößt. Das geht im Alltäglichen oft unter. Wer aufmerksam ist, bekommt es aber dennoch mit.
Eines dieser Wörter ist häufig „dank“, das wir hier als Beispiel nehmen. So ist zum Beispiel zu lesen, dass das angelegte Tagesgeld über sechs Monate hin „dank der Niedrigzinspolitik“ keinen Gewinn abgeworfen hat. Hier sieht man leicht, wie sich das richtig darstellen lässt, und zwar mit „wegen“ oder „aufgrund“ der Niedrigzinspolitik. „Dank“ wird positiv gebraucht. Das drückt das Wort bereits aus: „Dank intensiver Vorbereitung haben alle Schüler die Abschlussprüfung bestanden“.





Bei Schreiben und beim Reden flutschen gewisse Wendungen einfach durch. Das passiert einem selbst hin und wieder, ist aber auch in den Medien zu lesen und zu hören. Typisch ist zum Beispiel "sowohl als auch". Hierbei kommt häufig "wie" ins Spiel, also: "Sowohl Traktoren wie auch LKW sind mit Dieselmotoren ausgerüstet." Das ist falsch, wenn auch verständlich. Richtig muss es natürlich "Sowohl Traktoren als auch LKW ...". Einfacher ist hier ohnehin die Schreibweise mit "und": Traktoren und LKW sind mit ... ausgerüstet". 


    

Genitiv-Gebrauch geht zurück/ Rechtschreib-"Reform"
Wie täglich zu sehen und zu hören ist, geht der Gebrauch des zweiten Falles (Genetiv) immer weiter zurück. Immer häufiger wird statt zum Beispiel „des“ einfach der Dativ, der dritte Fall, eingesetzt, zum Beispiel mit „dem“ oder „vom/ von“. Je nach Wort bedingt der zweite Fall auch, ein „S“ anzuhängen. Das erspart man sich mit dem Dativ. Statt „wegen des Starkregens in Teilen Nordfrieslands“ ist dann zu hören oder zu lesen „wegen dem Starkregen in Teilen von Nordfriesland“. Das ist für manche noch gewöhnungsbedürftig, aber schließlich versteht es jeder. Sprache wandelt sich, und wenn sich ein anderer Gebrauch „einbürgert“ ist das in Ordnung. Von Martin Luther her ist der Spruch bekannt „Dem Volks aufs Maul schauen“.

So mag es auch kommen, dass die sogenannte „neue deutsche Rechtschreibung“, die nur wegen des Wörtchens „neue“ in vielen Teilen nicht besser oder logischer ist als die vorherige, längst nicht überall in ihrem gesamten Umfang angewendet wird. Trotz Nachbesserung gibt es einige Ungereimtheiten und Merkwürdigkeiten, gerade auch in der Getrennt- und Zusammenschreibung und anderem. Das "SZ", ß, konnte nicht ausgeschlossen werden. Schülerschaft sowie Anwender und Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, müssen unterscheiden, ob vorher ein kurzer Vokal (Nuss) oder ein langer (Maß) steht?!  Wozu überhaupt? Das "ß" ist Teil der deutschen Sprache. Einfacher - wie es bei der "Reform" wohl einmal angedacht war - wird es dadurch und durch viele andere solche Sachen nicht! Eine in manchen Teilen "Verschlimmbesserung" war nicht notwendig. Reform heißt vom Ursprung her "Erneuerung", und zwar im positiven Sinne. (jw)

Dem Autor, Jürgen Weller, ist seit über 50 Jahren die deutsche Rechtschreibung ein Anliegen. Neben eigenem Kursbesuch und passender Lektüre vermittelte er später Schülern, Schülerinnen sowie Berufsschülern die Rechtschreibung. Als Redakteur und Autor war und ist ihm die deutsche Rechtschreibung nach wie vor ein wichtiges Anliegen. Dabei gesteht er gern ein, dass auch in seinen Artikeln hin und wieder Fehler vorkommen. Die vielfältigen Berichte, von Auto bis Tourismus, finden Interessierte auf www.presseweller.de
(Am 6. August 2018 ergänzt)

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